Titel: Begabung in Balance zwischen Erwartung und Entwicklung
Datum: 29.11.2019
Beim 18. Kolloquium zur Begabtenförderung in Sachsen stand Ende November 2019 im FTZ in Meißen die Begabung in Balance zwischen Erwartung und Entwicklung im Mittelpunkt. In verschiedenen Formaten wie Workshops, Foren und zentralen Vorträgen wurde sich dem Thema aus wissenschaftlicher und praxisnaher Sicht genähert. Insgesamt etwa 100 Teilnehmende, darunter 30 Gäste aus Bayern und Baden-Württemberg, waren der Einladung zum Kolloquium gefolgt.
Unter den Teilnehmenden waren Lehrkräfte, Schulleiter/innen, Fachberater/innen und Schulpsycholog/innen sowie Mitarbeiter/innen aus dem Bildungsbereich, darunter auch regionale Akteure der Bund-Länder-Initiative „Leistung macht Schule (LemaS)“. Diese Initiative, die 2018 an den Start ging, spielte aber auch überregional im Rahmen des Kolloquiums eine Rolle: So waren Kolleg/innen anderer Landesinstitute angereist, die ebenfalls in LemaS aktiv und damit an einer Förderung leistungsstarker und potenziell leistungsfähiger Schüler/innen interessiert sind. Und mit Professor Franzis Preckel sowie Jun.-Professor Johannes Mayer waren gleich zwei Wissenschaftler/innen des Forschungsverbundes als Vortragende an der inhaltlichen Gestaltung des Kolloquiums beteiligt.
Den Auftakt der zweitägigen Veranstaltung bildete der Vortrag von Professor Franzis Preckel von der Universität Tier. Dieser widmete sich zwei Schwerpunkten: (1) den impliziten und expliziten Vorstellungen von Lehrkräften zum Konzept Hochbegabung und deren Relevanz im Schulalltag sowie (2) dem Wissen über die Entwicklung von Talent und welche Konsequenzen sich daraus für die Diagnostik von Begabung und Leistung ergeben. So sollte Diagnostik einen ganzheitlichen Blick einnehmen, also neben den kognitiven Fähigkeiten auch Persönlichkeitsmerkmale der Kinder und Jugendlichen sowie deren psychosoziale Fertigkeiten (wie z. B. Lern- und Arbeitsstrategien) und dabei verschiedene Perspektiven (Selbst-, Eltern-, Lehrkrafteinschätzung) berücksichtigen. Auch sollte Diagnostik nicht vorrangig zum Ziel haben, Lernende zu selektieren, sondern ihnen Lernfortschritte zu ermöglichen und Gelegenheit zu geben, ihre Ressourcen zu entfalten und Neues zu entdecken.
Am Nachmittag hatten die Teilnehmenden die Qual der Wahl, zwei von vier angebotenen Foren zu besuchen. Das Forum von Junior-Professor Johannes Mayer von der Universität Leipzig gab Impulse zum gemeinsamen Lernen in literarischen Gesprächen. Professor Brigitte Latzko, ebenfalls von der Universität Leipzig, bereicherte das Kolloquium um eine entwicklungspsychologische Perspektive mit dem Schwerpunkt auf Hochbegabung und Adoleszenz. Über die besonderen Herausforderungen in der schulischen Begabtenförderung bei mehrfach außergewöhnlichen Kindern berichteten Dr. Heike Petereit und Barbara Schöpf von der Beratungsstelle zur Begabtenförderung (BzB) am Beispiel eines autistischen Jungen mit besonderen kognitiven Begabungen, der gemeinsam mit seinen Eltern und Lehrkräften bis zum Abitur durch die BzB beratend begleitet wurde. Das Forum von Chris Klatt, Trainer für Ernährung, Bewegung & Achtsamkeit aus Leipzig, gab den Teilnehmenden zahlreiche praktische Anregungen zur Stärkung der eigenen Resilienz und inneren Kraft für die pädagogische Arbeit in der Begabtenförderung.
Auch der zweite Tag bot Wahlmöglichkeiten: zwei der fünf angebotenen Workshops konnten am Vormittag besucht werden. Vorgestellt wurden neue Angebote im System der Begabtenförderung in Sachsen, wie z. B. die Fachberater/innen für Begabungs- und Begabtenförderung, das Diagnostik-Instrument mBET (multidimensionales Begabungs-Entwicklungs-Tool) und die Möglichkeiten, den dessen Einsatz zu erlernen. Berichtet wurde weiterhin über Erfahrungen im Zusammenhang von Digitalisierung und Begabung und über das Überspringen einer Klassenstufe als Fördermöglichkeit in der Grundschule. Durchgeführt wurden die Workshops von Vertretern sächsischer Gymnasien mit Erfahrungen im Bereich der Begabungs- und Begabtenförderung (Kompetenzzentren, Konsultationsschulen; Landesgymnasium Sankt Afra zu Meißen) und von Mitarbeiterinnen der BzB. Ein Workshop zu lernförderlichen Potenzialen von Bewegung und Innehalten wurde von Anna-Marie Helbig, Trainerin für Ernährung, Bewegung & Achtsamkeit aus Leipzig, angeboten.
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Dr. Rainer Heinrich eröffnete das 18. Kolloquium zur Begabtenförderung in Sachsen |
Nach dem Vortrag von Professor Franzis Preckel gab es viele interessierte Nachfragen |
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Professor Brigitte Latzko betrachtete Hochbegabung und Adoleszenz aus Perspektive der Entwicklungspsychologie | Anna-Marie Helbig und Chris Klatt, Trainer für Ernährung, Bewegung & Achtsamkeit aus Leipzig, sorgten für einen bewegten Ausgleich zwischen den zahlreichen Foren und Workshops |
Dr. Heike Petereit und Barbara Schöpf gaben praxisnahe Einblicke in die Herausforderungen schulischer Begabtenförderung
© Fotos: BzB