Diagnostik und Beratung

Unser Anspruch ist es, besondere Begabungen zu erkennen und zu fördern. Ausgehend von einem ganzheitlichen Begabungsverständnis bedarf es hierfür neben einer professionellen psychologischen Diagnostik auch der Berücksichtigung weiterer Fähigkeits- und Persönlichkeitsmerkmale, die für die Potenzialentfaltung von Bedeutung sind. In Verbindung mit der pädagogischen Diagnostik wird so die Grundlage für unsere lösungsorientierte Beratung gelegt.

 

Diagnostik

Eine differenzierte, altersgerechte Diagnostik stellt eine wesentliche Grundlage für das Erkennen und Fördern besonderer Begabungen dar. Der Einsatz verschiedener diagnostischer Instrumente spielt dann eine wichtige Rolle, wenn es um die Beantwortung bestimmter Fragestellungen geht, wie z. B. die Frage nach einer vorzeitigen Einschulung oder dem Überspringen einer Klasse. Um ein möglichst genaues Bild der individuellen Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen zu erhalten, sind vielfältige Informationen erforderlich. So bedarf es u. a. umfassender Informationen zu

  • den kognitiven Fähigkeiten (Wahrnehmen, Denken, Erinnern),
  • den nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmalen (z. B. Leistungsmotivation, Interessen, Arbeitsverhalten, Stressbewältigung),
  • sozialen und emotionalen Fähigkeiten (z. B. Empathie, Perspektivenübernahme, Emotionen erkennen und regulieren) sowie
  • dem Erleben in der Schule und im Unterricht (z. B. Schul- und Klassenklima).

Denn zu einer erfolgreichen Umsetzung von Potenzial in Leistung braucht es neben den kognitiven Fähigkeiten eine günstige Ausprägung weiterer Merkmale der Person und der Lebensumwelt, wie z. B. das Münchner Hochbegabungsmodell (Heller & Perleth, 2007) sehr anschaulich zeigt (weitere Informationen hier).

 

Diagnostik der kognitiven Fähigkeiten

Eine wichtige Grundlage im Rahmen der Begabungsdiagnostik spielen Intelligenztests. Durch deren Einsatz lassen sich Aussagen über den aktuellen Leistungs- und Entwicklungsstand treffen. Intelligenztests erfassen verschiedene Bereiche der Denkfähigkeit. Dabei unterscheiden sich Intelligenztests darin, welche Bereiche sie messen. Denn den Intelligenztests liegen unterschiedliche Modelle und Vorstellungen über Intelligenz zugrunde. So gibt es z. B. Tests, die Intelligenz möglichst sprachfrei messen und andere, die stark förder- und kulturabhängige Fertigkeiten wie Sprache und Allgemeines Wissen erfassen. Je nach Intelligenztest und Bedarf können also z. B. folgende Aspekte erfasst werden: 


Grafik: BzB

Intelligenztests sollten aber nicht als alleiniges Instrument zur Feststellung besonderer Begabungen zum Einsatz kommen. Um ein individuelles Förderkonzept entwickeln und ein Kind gut fördern zu können, braucht es sowohl Informationen zu den kognitiven Stärken des Kindes als auch Informationen zu ausgewählten nicht-kognitiven Persönlichkeitsmerkmalen und zu Entwicklungsmöglichkeiten, die sich aus seiner Umgebung ergeben.

 

Diagnostik nicht-kognitiver Persönlichkeitsmerkmale

Nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale nehmen entscheidenden Einfluss darauf, wie gut es gelingt, Begabung zu entfalten und beispielsweise in Leistung umzusetzen. Dazu gehören u. a. Merkmale wie Leistungsmotivation, Interessen, Arbeitsverhalten oder der Umgang mit Stress und (Prüfungs-)Angst.

Informationen zu diesen Merkmalen können durch Gespräche mit der/m Lernenden und ergänzend auch durch den Einsatz standardisierter Fragebögen gewonnen werden.

 

Diagnostik des Erlebens von Schule und Unterricht

Im pädagogischen diagnostischen Prozess wird mittels verschiedener Techniken (z. B. Gespräch, Portfolio) auch auf Faktoren der Umwelt des Kindes bzw. Jugendlichen eingegangen. So wird insbesondere die schulische Situation näher beleuchtet und das Erleben des Unterrichts und des Klassenklimas, die soziale Integration, aber auch das Anforderungsniveau der zu bearbeitenden Aufgaben fokussiert. Darüber hinaus können Interessen im Bereich Schule und Freizeit sowie die aktuelle Lebensumwelt thematisiert werden, da diese Merkmale ebenso eine wichtige Rolle bei der Ausschöpfung von Begabung spielen können. Damit wiederum sind sie von Bedeutung, um die aktuelle Situation und Fragestellung zu verstehen und geeignete Fördermöglichkeiten abzuleiten.

 

Beratung

Unser Anliegen ist es, Ansatzpunkte für eine begabungsgerechte Entwicklung zu finden und zielgerichtete Interventionen und praktikable pädagogische Handlungsoptionen vor Ort abzuleiten. Eine individuelle Herangehensweise ist dazu unabdingbar. Wir beraten immer klientenzentriert unter Nutzung systemisch-lösungsorientierter Techniken.

Mit Blick auf vorhandene Potenziale und Ressourcen der oder des Einzelnen bieten wir Hilfe zur Selbsthilfe. Vorgefertigte und schnelle Lösungen gibt es bei uns nicht. Ganzheitlich und ergebnisoffen nähern wir uns innerhalb der Einzelfallberatung praktikablen Lösungsvorschlägen unter Einbezug des Kindes bzw. Jugendlichen an. Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern treffen wir Absprachen zu Möglichkeiten der individuellen Förderung in der Schule. Im Schulvorbereitungsjahr geben wir Erzieherinnen und Erziehern sowie Eltern Impulse zur begabungsgerechten Förderung im Kindergarten. Gibt es Unterstützungsbedarf über unser Angebot hinaus, vermitteln wir Ansprechpartner/innen für weiterführende Beratungen.

Häufige Beratungsanlässe von Eltern und Kindern bzw. Jugendlichen sind

  • Leistungsprobleme und Underachievement (z. B. starke Leistungsschwankungen, Diskrepanz zwischen Potenzial und Leistung),
  • Schwierigkeiten im Bereich von Motivation, Arbeitsverhalten und Umgang mit Anforderungen (z. B. Langeweile, Unterforderung, Schulunlust, mangelnde Ausdauer, unzureichende Lern- und Arbeitstechniken),
  • Probleme im sozialen Bereich, Verhaltensprobleme und emotionale Befindlichkeit (z. B. Unruhe, Stören des Unterrichts, oppositionelles Verhalten, mangelndes Selbstwertgefühl, soziale Isolation)
  • Konflikte im familiären Bereich (z. B. Schwierigkeiten bei der Einschätzung der Fähigkeiten, Leistungsdruck, Überforderung der Eltern) sowie
  • Schwierigkeiten mit Lehrkräften bzw. Erzieherinnen und Erziehern (z. B. Konflikte, Überforderung der pädagogischen Fachkräfte, ambivalente/negative Einstellung gegenüber dem Thema Hochbegabung).

Die alleinige Frage, ob ein Kind hochbegabt ist oder nicht, stellt keinen Beratungsanlass dar. Vielmehr müssen konkrete Hinweise für eine mögliche schulische Unterforderungssituation beobachtbar sein oder die Vermutung zugrunde liegen, dass eine Diskrepanz zwischen Potenzial und Leistung vorliegt.

 

Darüber hinaus unterstützen wir Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher bei der Begleitung begabter Kinder und Jugendlicher. Weiterhin bieten wir institutionsübergreifend Schulberatungen an und stehen interessierten Schulen zu Fragen der integrativen Begabtenförderung beratend zur Seite.

 


 

Literatur und weiterführende Informationen (Auswahl):

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